Baum vor meinem Fenster

Die Entstehung des Diptychons

Manchmal beginnt ein Bild mit einem Gedanken.
Oder mit einer einzelnen Zeile, die sich langsam ausbreitet.
In meinem Fall war es ein Vers von Rainer Maria Rilke,
der davon spricht, einem Baum Innenraum zu geben —
nicht den Raum da draußen, sondern den in uns.

Es ging also um einen Baum.
Nicht irgendeinen, sondern den, den ich vielleicht ins Bild lassen würde —
wenn ich bereit wäre, ihm diesen inneren Raum zu geben.
Ich habe viele Bäume in Gedanken besucht:
die alte Eibe in der Nähe,
einen Baum aus einem früheren Portraitshooting,
die stillen Begleiter meiner Streifzüge in der Natur.

Und dann, am nächsten Morgen, noch vor dem Aufstehen —
der Blick durch das Dachfenster. Und da war er.
Der Baum vor meinem Fenster.
Zehn Jahre lang war er da.
Und ich hatte ihn nie wirklich gesehen.

Und plötzlich spürte ich:
In dieser langen, wortlosen Begegnung war etwas geschehen.
Etwas vom Baum war in mir. Und etwas von mir im Baum.

So entstand dieses Werk.
Nicht als Abbild. Sondern als Zeugnis einer Beziehung.

Zwei Bilder, zwei Blickwinkel — und dazwischen der Raum,

Ein Baum. Ein Fenster.
Und die Kreise, die der Regen zeichnet.

Diptychon mit Baum vor verregnetem Fenster – Momentfotografie

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Baum vor Fenster